Die Zukunft ist nicht „mobil“, sondern „Mobilität“

„The future isn’t about mobile, it’s about mobility“
titelt vielsagend Harvard Business Review (HBR Blog) den Artikel vom 18.07.,
den der Autor David Armano (Executive Vice President, Global Innovation & Integration bei Edelman Digital) auf seinem eigenen Blog L+E am 20.08. nochmals wiederholt.

Wir nutzen die Gelegenheit für einen hoffentlich lesenswerten und für weitere Gedanken anregenden Kommentar …

Frei, aber dennoch wörtlich übersetzt, bedeutet das im Deutschen:
„Die Zukunft gehört nicht dem Mobiltelefon, sondern der Mobilität“ … aber das träfe die Aussage noch nicht ganz.
Es soll tatsächlich heissen: es geht nicht um mobile Geräte, mobile Lösungen, sondern um die Mobilität generell und an sich.
Das verdeutlicht denn auch das Artikelbild.

Für Enterprise Mobility darf man diese Aussage durchaus übertragen und sie ist ebenso aussagekräftig wie auch sinnhaft.

Sucht man in Google nach „Mobility“, findet man Inhalte zu Verkehr und Fahrzeugen (Auto, Bahn, Flug), aber auch für mobilitätseingeschränkte Personen (beginnend vom Rollstuhl bis zu Demenzkranken) und selbstverständlich auch zur mobilen Kommunikation und mobile Computing.
Soll heissen: „Mobilität ist mehr als nur mobile Kommunikation“.
Das ist sicher nicht neu, aber birgt eine wichtige implizite Aussage, die sicher nicht rein philosophisch ist, sondern einen klaren Praxisbezug hat.

Der Mensch verlangt nach Mobilität, mobile Kommunikation ist nur ein Teil davon.
Wir wollen Sie mit diesem Beitrag nicht mit Fahrzeugen langweilen, sondern bleiben durchaus bei unserem Thema …

Lassen Sie sich nicht blenden von „wir brauchen jetzt endlich auch eine App“ oder „unser Vertrieb braucht eine mobile Lösung, sonst sind wir nicht mehr zeitgemäss“.
Oder wie David Armano es in seinem Artikel formuliert (Zitat):
„Today, companies are scrambling to come up with something „mobile“ whether or not it makes sense for their long-term business goals, and whether or not users will actually want it.“

Vielmehr geht es auch für Unternehmen darum, dass Mobilität ein Grundbedürfnis und eine existentielle Notwendigkeit darstellt.
Nicht nur der Mitarbeiter ist mobil, auch nicht nur seine Sprach- und Datenkommunikation, sondern zusehends mehr Geschäftsprozesse werden mobil und sie passen sich auch entsprechenden Erwartungen auf Kundenseite an.
Die mobile Datenkommunikation ist der entscheidende „Enabler“, das Hilfsmittel, ohne das diese Entwicklung nicht umzusetzen wäre.

Betrachten Sie Enterprise Mobility keinesfalls nur aus der IT-Perspektive.
Auch nicht zuerst aus der IT-Perspektive. Die mobilen IT-Lösungen stehen am Ende der Kette.
(siehe auch unser Artikel vom 11.08.: „… erst zuletzt Adaption durch neue mobile Lösungen …“)

Am Anfang steht die Definition einer Enterprise Mobility Strategie, die nicht von der IT sondern von der Unternehmensleitung auszuarbeiten und zu formulieren ist.
Sie definiert den Umbau des Unternehmens hin zu einem Echtzeit-Unternehmen, das eine starke, schlagkräftige Präsenz beim Kunden abliefern kann, mit schnellen Informationen, schnellen Entscheidungen und schnellem Handeln.

Dabei geht es elementar um die Geschäftsprozesse, die bei einer entsprechenden Neu-Ausrichtung des Unternehmens angepasst werden müssen.
Dieser Punkt verzweigt dann in die Fragen der jeweiligen Strukturen:

  • die personelle bzw. Organisations-Struktur und
  • die technische bzw. IT-Infrastruktur.

Beim organisatorischen Umbau mögen und sollen manche „analogen“ Arbeitsschritte und Tätigkeiten insbesondere bei der Erfassung, Weitergabe und Verarbeitung von Informationen, Prüfung und Beseitigung von Übermittlungs- und Erfassungs-Fehlern aufgrund bisheriger Systembrüche in der Prozesskette und damit an manchen Stellen auch Arbeitsplätze wegfallen. Dennoch ist das Ziel nicht Kostensenkung oder Rationalisierung, sondern Effizienzsteigerung.

(Bild: Infosys „Mobility delivers business value“)

Sie erinnern sich: Effizienzsteigerung ist das Argument, mit dem Enterprise Mobility gerne und erfolgreich „verkauft“ wird.
Man beachte dabei die lange vor Einstein gültige Gleichung: „Zeit ist Geld“.

Auch wenn ein versierter Consultant bei Ihnen und Sie selbst versucht sein sollten, Ihrem Controller jede Innovation mit einem Kostenvorteil zu verkaufen:
Ein schneller ROI, so schön gerechnet er auch immer sein mag, wird bei kurzfristiger Betrachtung der Praxis, zumal retrospektiv, nicht Stand halten.
Zu viele Faktoren spielen eine Rolle, die kaum jemand bereit sein wird, in einer sinnvollen Gesamtbetrachtung kalkulatorisch mit einzubeziehen.
Verabschieden Sie sich lieber von dem Gedanken, den Versuch zu unternehmen, Ihren Controller zu überzeugen, wenn Sie nicht nur eine Stufe in der Karriere-Leiter klettern wollen, sondern selbst der höchste und letzte Entscheider im Unternehmen oder Konzern sind.

Enterprise Mobility ist eine strategische Entscheidung.
Je nach Branche und Wettbewerbssituation wird diese Entscheidung über kurz oder lang kaum vermeidbar sein.
Je früher sie jedoch fällt, desto wahrscheinlicher sind sich abzeichnende und messbare Wettbewerbsvorteile.
Langfristig ist diese Entscheidung womöglich eine existentielle.
In jedem Fall wird sie sich nachhaltig und erheblich auf den Unternehmenserfolg auswirken.

Oder wie es ein kürzlich gefundener Werbeslogan treffend ausdrückt:
„Nicht die Grossen fressen die Kleinen, sondern die Schnellen fressen die Langsamen!“

Dabei kommt es selbstverständlich nicht allein auf einen frühen oder rechtzeitigen Zeitpunkt an, sondern vor allem auf die Qualität der Umsetzung.
Externe Berater können immer nur bedingt und punktuell den Prozess vorzeichnen und steuern helfen.
Sie sollten Ihr Unternehmen selbst am besten kennen und vor allem selbst eine Vision zeichnen, wie Sie in der Zukunft Ihr Business gestalten.
Befassen Sie sich daher intensiv mit allen Aspekten, nicht nur den technologischen, sondern auch den operativen wie auch den so genannten weichen Faktoren.

Technologie hat schon immer menschliche Gesellschaft beeinflusst, beide stehen in intensiver Wechselwirkung.
Das gilt im Besonderen auch für Unternehmen.
Und ebenso wie das Echtzeit-Web wenigstens den digitalen Teil der menschlichen Gesellschaft prägt und durchdringt, ebenso wie technologische Innovationen immer schneller unseren Alltag verändern, werden sie das auch in den Unternehmen.

Bisherige langfristige Zyklen müssen laufend verkürzt, Life Cycle Management stetig angepasst werden, parallel dazu braucht es umso mehr eine langfristige Vision und Strategie, die ebenfalls laufend angepasst werden muss.
Wenn eines in Zukunft dauerhaft bleibt, dann ist es Veränderung.

Ein Schlüssel zur erfolgreichen Umsetzung und künftigen strategischen Entscheidungen ist Change Management.
Nehmen Sie bei allen Veränderungen Ihre Mitarbeiter mit. Motivation ist keine Bringschuld, sondern eine Holschuld.
Jeder Mitarbeiter will und muss auch dort abgeholt werden, wo er/sie gerade steht.
Die Einführung mobiler Lösungen wird für viele, besonders technik-affinere und männliche Mitarbeiter keine grosse Herausforderung darstellen, sondern hier wird eher dann das Unternehmen gefordert, den diesbezüglichen Ansprüchen und Anforderungen gerecht zu werden.
Andere Mitarbeiter werden auch Angst vor neuer Technik haben, neue Software allein der nötigen Veränderung wegen ablehnen.
Die Einführung von Echtzeit-Prozessen und entsprechenden Technologien will auch mit der Arbeitnehmervertretung vertrauensvoll abgestimmt sein.
Wem das Neue neu ist, der muss hinreichend informiert und geschult werden. Noch wichtiger: das sollte mit der Vermittlung von Begeisterung erfolgen.

Um das Unternehmen in das Zeitalter der Mobilität zu führen braucht es wesentlich mehr als nur neue technische Lösungen, vor allem braucht es ein visionäres und strategisch denkendes und handelndes Management, das die Veränderung mit Begeisterung vorlebt.

Es bricht eine schlechte Zeit für Controller an, deren Aufgabe immer schon rückwärtsgewandt und zur Begrenzung von Kosten und Investitionen tendentiell innovationsfeindlich ausgerichtet war.

Es bricht aber eine Zeit der grossen Chancen für CTOs, CIOs, IT-Verantwortliche an, die sich intensiv mit den neuen, mobilen Technologien, Lösungen, Lösungsansätzen und Potentialen auseinander setzen, selbst strategisch denken und ihre Unternehmensführung pro-aktiv auf den neuen Weg (beg)leiten und nach Kräften unterstützen.

Auch ist es eine gute Zeit für mittelständische Unternehmer mit eigentümergeführten Unternehmen, die gegenüber den börsennotierten multinationalen Konzernen den Vorteil haben, dass sie schnell und eigenständig entscheiden und eine Strategie auch mit der erforderlichen Nachhaltigkeit verfolgen und umsetzen können, ohne laufend mit Quartalszahlen den Kapitalseignern und Analysten Rechenschaft ablegen zu müssen und bei 3 Quartalen in Folge unterhalb der Erwartungen mit ihrer Ablösung rechnen müssen. Sie können ihr Unternehmen betriebswirtschaftlich führen und strategisch aufbauen und sind nicht den kurzsichtigen Mechanismen der spekulativen, volatilen Kapitalmärkte ausgeliefert.

Als Schlusswort unseres Kommentars lassen wir noch einmal David Armano zu Wort kommen:
„Before doubling down on mobile, any business should first ask themselves if they really understand mobility as a behavior and lifestyle, followed by tough questions about the role mobile plays in their business.
From there, a strategy for mobile, built on an understanding of mobility, can take root.“

Quelle/n:
http://blogs.hbr.org/cs/2012/07/the_future_isnt_about_mobile_its.html
http://darmano.typepad.com/logic_emotion/2012/08/mobility.html
https://enterprisemobilitymobi.wordpress.com/2012/08/11/whitepaper-enterprise-mobility-strategy-for-decision-makers/
Graphik: David Armano / Logic + Emotion, Infosys

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